In den Innenstädten Deutschlands gibt es eine oft übersehene Gruppe: die Pfandsammler. Sie sind bei jedem Wetter auf den Straßen unterwegs, suchen nach Leergut und verdienen sich so nicht nur ihren Lebensunterhalt, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zum Recycling. Doch, wie leben diese Menschen und vor welchen Herausforderungen stehen sie tagtäglich?
Diese und weitere Fragen beantwortet unsere jährliche Pfandstudie. Bereits zum vierten Mal haben wir diese durchgeführt.
Die Pfandstudie 2025 macht deutlich: Es braucht mutige Schritte zur Weiterentwicklung des Pfandsystems. Eine Erhöhung und Vereinheitlichung der Pfandbeträge könnte nicht nur die Rückgabequoten steigern, sondern auch soziale Ungleichheit im Kleinen abfedern. Gleichzeitig ist es an der Zeit, Pfandsammlern mehr Wertschätzung und gesellschaftlichen Rückhalt zu geben.
Pfandsammeln – Alltag für über eine Million Menschen, aber zunehmend unergiebig
Auch wenn die Zahl der aktiven Pfandsammler gegenüber Mai 2024 leicht gesunken ist (von 1,19 Mio. auf 1,05 Mio.), liegt sie weiter über den Werten der Vorjahre (2022: 1,03 Mio., 2021: 980.000). Pfandsammeln bleibt somit ein fest verankerter Bestandteil des informellen Einkommens vieler Menschen in Deutschland.
Pfandsystem braucht Modernisierung – Bevölkerung und Pfandsammler sind sich einig
Zentrale Erkenntnis der Studie: Sowohl in der Bevölkerung als auch unter Pfandsammlern herrscht breite Einigkeit über die Notwendigkeit eines gerechteren und einfacheren Systems. 71 % der Pfandsammler wünschen sich eine Pfanderhöhung. Bei der allgemeinen Bevölkerung sind es 63%.
Mehr als die Hälfte der Pfandsammler sagt laut unserer Studie, dass eine Pfanderhöhung auch in einer höheren Rückgabequote resultieren würde.
Die gesellschaftliche Haltung gegenüber Pfandsammler ist ambivalent. Einerseits steigt die Akzeptanz: 88 % der Bevölkerung lehnen ein Verbot des Pfandsammelns ab (2024: 84 %), und 74 % stört es nicht, wenn Pfandflaschen neben dem Mülleimer abgestellt werden.
Andererseits bestehen nach wie vor Vorurteile und Fehleinschätzungen: Während 76 % der Pfandsammler weder obdachlos sind noch es je waren, glauben 81 % der allgemeinen Bevölkerung, Obdachlosigkeit sei ein Hauptgrund für das Sammeln von Pfand. Die Realität ist differenzierter.
Zentrale Erkenntnis der Studie: Sowohl in der Bevölkerung als auch unter Pfandsammlern herrscht breite Einigkeit über die Notwendigkeit eines gerechteren und einfacheren Systems. 70 % der Allgemeinbevölkerung sprechen sich für einen einheitlichen Pfandbetrag für alle Flaschen und Dosen aus – bei den Pfandsammlern sind es sogar 75 %.
Pfanderhöhung als Hebel für mehr Rückgabe und bessere Sammelbedingungen
Die Studie belegt: Eine Anhebung des Pfandsatzes auf Glasmehrwegflaschen könnte einen echten Unterschied machen. Mehr als die Hälfte der befragten Pfandsammler (51 %) würden bei einer Pfanderhöhung gezielter Glasflaschen sammeln – und das, obwohl einige Sammler auch aktuell bereits Glasflaschen sammeln. Ein klares Indiz dafür, dass der Pfandbetrag ein zentraler Anreizfaktor ist.
Derzeit konzentriert sich das Sammelverhalten stark auf Dosen und PET-Flaschen mit einem Pfandwert von 25 Cent – knapp ein Drittel (29 %) der Sammler bevorzugen diese, vor allem wegen des höheren Ertrags (63 %) und des geringeren Gewichts (55 %).
Die gesammelten Studienergebnisse findet ihr hier
Ein Dankeschön geht raus an YouGov für die Durchführung der Studie, sowie unseren Agenturpartner der Boom GmbH für die grafische Aufarbeitung der Ergebnisse.
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